literature

GerIta: Unausweichlich

Deviation Actions

Rheney's avatar
By
Published:
1.5K Views

Literature Text

Mit der Zeit bleibt einem nichts übrig, als eine stoische Gelassenheit zu entwickeln. Das versuche ich mir immer wieder vorzubeten, Ruhe bewahren, Emotionen nicht hochkochen lassen… die Wahrheit ist… ich scheitere meist kläglich an der Ausübung. Das ist wohl die Last, die sich einem aufbürdet, wenn man mit seinem älteren Bruder und seinen chaotischen Freunden, einer Gruppe Menschen, die sich selbst als das „Bad Friends Trio" bezeichnen, zusammenlebt. Und für sie kocht. Putzt und einkauft. Und irgendwie die Finanzen organisiert. Manchmal komme ich mir vor, wie eine männliche, deprimierende Version von Aschenputtel.

Es ist niederschmetternd. Seit Antonio aus Spanien zurückgekehrt ist und sein Zimmer bezogen hat, haben sie sich in ihren Dummheiten beinahe zu alter Stärke aufgeschwungen. Sobald sie zu dritt das Haus verlassen, gehe ich die schlimmstmöglichen Szenarien durch, die geschehen könnten, aber der Handyanruf Stunden später übersteigt meine ärgsten Befürchtungen. Ich bin schon froh, wenn ich sie nur irgendwo völlig betrunken aufkratzen muss. Erleichtert, wenn ich aus dem Polizeirevier angerufen werde. Denn dann haben sie wenigstens nicht die Stadt verlassen. Oder wieder den Betrunkensten von ihnen verkauft. Herrgott, ich habe Gilbert schon einmal zwei Wochen gesucht, ehe ich ihn im Nachbarstaat unter lautem Protest aus diesem Zuhälterring rausgeholt habe. Da war ich fünfzehn.

Nun gut… ich muss zugeben, seit wir hier leben, haben sich die Zustände gebessert. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass Antonio meist eine bestimmte andere Sache im Kopf hat und den Großteil seiner Zeit darauf verwendet. In Gedanken falle ich jedes Mal auf die Knie und recke dankbar die Hände zum Himmel (während ich äußerlich völlig gefasst bleibe), sobald ich den Satz „Nöö, ich geh lieber zu Lovi~" höre. Denn dann parken sich Francis und Gilbert schmollend auf dem Sofa und gucken dumme Filme und ich habe meine Ruhe, um zu lesen oder zu lernen. Zumindest theoretisch.

So sehr mich die Persönlichkeit des Knaben, den Antonio sich als Manifestation seiner Träume ausgesucht hat (und er wird nicht müde, uns das zu erzählen), auch abschreckt, danke ich dem Himmel doch fast täglich für seine Existenz. Denn sie sorgt für das gewisse Maß an Beständigkeit. Dank dieses unausstehlichen Jungens können wir nicht einfach Hals über Kopf die Stadt verlassen. Ergo müssen sich die Chaoten so weit zügeln, keinen völligen Eklat auszulösen. Wie irgendwelche wehrhaften Mädchen zu entführen, ungeliebte Verkehrsmöbel zu sprengen oder nackt den Kirchturm hinauf zu klettern und wie waghalsige Kätzchen nicht mehr herunter zu kommen. Das letzte Jahr war eine einzige Katastrophe. Und dabei war Antonio noch nicht einmal anwesend.

Und diese Beständigkeit gibt mir die Möglichkeit, Menschen außerhalb dieses improvisierten Familienersatzes kennen zu lernen. Besonnene, vernünftige Menschen. Menschen, die lesen, eine anregende Diskussion führen und das Studium der Naturwissenschaft oder Philosophie schätzen können. Nicht, dass mir das bisher gelungen wäre…

Zwar habe ich schon Bekanntschaften geschlossen, aber…

Wie auf Kommando schwingt meine Zimmertür auf und erst jetzt bemerke ich, wie weit ich meine Gedanken von den Haushaltsfinanzen habe abschweifen lassen. Ob meiner eigenen mangelnden Disziplin runzele ich die Stirn und sehe den Eindringling an.

Er hat sich schon nicht mit Klopfen aufgehalten, dem folgend geht ein aufgeregtes „Ludwig, Ludwig!" als Begrüßung durch und er plappert ohne Punkt und Komma akzentbehaftet drauf los.

„Feliciano, ich hab dir doch gesagt, du musst einen Gang runterschalten, wenn du willst, dass ich dich verstehe." Ich sage es ruhig und langsam.

„Lass uns rausgehen!" Er setzt erneut an. Nur die ersten Worte schafft er auf normaler Frequenz, dann nimmt sein Sprachtempo wieder Überschallgeschwindigkeit an. Ich kann ihm mit Mühe trotzdem folgen. „Das Wetter ist so schön und ich dachte, wir könnten irgendwo hinfahren, damit ich zeichnen kann und Lovi hat sich einfach die Vespa gekrallt, da dachte ich, du könntest ja fahren und ich kenne da diese Lichtung im Wald, sie ist wirklich schön vee~ und außerdem habe ich belegte Ciabattas dabei, sogar mit Knoblauchwurst für dich, obwohl Lovi fürchterlich geschimpft hat als ich sie gekauft habe." Er strahlt mich an.

„Ich kann nicht. Ich muss mich erst um die Unterlagen hier kümmern." Ich lasse die Hand erklärend über meinen mit aufgeschlagenen Ordnern und Tabellen überfüllten Schreibtisch schweifen.

„Vee! Blöde Rechnerei!" Feliciano schmeißt seine Umhängetasche auf meinen Schreibtisch und zieht eine beleidigte Schnute. Er hält den Ausdruck ungefähr fünf Sekunden durch, dann lenkt ihn irgendetwas in meinem Zimmer ab und er stolpert aus meinem Blickfeld.

Ich seufze und wende mich wieder meiner Zettelwirtschaft zu. Felicianos Tasche hat einen Stapel mit den Bilanzen der letzten Wochen umgeworfen und teilweise zerknittert. Ich lege sie beiseite und ordne die Unterlagen wieder. Dabei öffnet sich die nur lose geschlossene Tasche und ein Skizzenbuch rutscht auf meinen Schreibtisch. Hinter mir höre ich neugierige „Ve~ ve~"-Geräusche und ich weiß, dass es mit meiner Konzentration nun ohnehin zu Ende ist.

Ich nehme das Skizzenbuch in die Hand und drehe mich auf meinem Stuhl zu Feliciano, um mir die Erlaubnis zu holen, es anzusehen. Feliciano steht vor meinem Nachttisch, in der Hand ein zylinderförmiges Objekt in einem zugegebenermaßen ungewöhnlichen Design. Er untersucht es, die Augen leuchtend vor Faszination.

„Ähm… Feliciano… du solltest nicht…" Er schüttelt es, sieht verwundert drein, als würde er das Geräusch kennen, aber nicht zuordnen können und tastet es nun umso intensiver ab.

„Stell das bitte wieder hin, das ist nur…" In diesem Moment findet Feliciano den richtigen Knopf, das Objekt macht plötzlich ein zischendes Geräusch als sich der Druck entleert und vor seinem Gesicht sieht man eine kleine weiße Dunstwolke. Feliciano steht wie vom Donner gerührt da. „… Deospray", beende ich meinen Satz. Er sieht so erschrocken aus, dass ich schmunzeln muss.

„Darf ich mir das ansehen?", frage ich sein Skizzenbuch hochhaltend und löse ihn damit aus seiner Starre. „Klar darfst du, Ludwig", sagt er und lächelt einfältig.

Ich wende mich wieder meinem Schreibtisch zu, lege das Buch darauf ab und schlage es auf.

Eine Katze, die faul vor einer Mauer liegt. Natürlich, denke ich und blättere weiter. Die nächste Seite zeigt eine Bleistiftzeichnung von Felicianos Bruder Lovino, die Stirn unverkennbar in tiefe Falten gelegt. Dann sein Großvater, strahlend, jedes einzelne Lachfältchen sorgfältig ausgearbeitet. Antonios Lockenkopf. Lovino und Antonio auf einer Seite, irgendwie vertraut und doch auf Distanz. Dann wieder Roma mit einem Strohhut und einer Latzhose. Allerlei kleine Skizzen von Katzen. Überrascht sehe ich auf der nächsten Seite Gilbert und Francis. Meinen Bruder hat er nicht besonders gut getroffen, schießt es mir durch den Kopf. Statt des wahnsinnigen Grinsens lächelt er hier fast sympathisch.

Wenn er schon meinen Bruder porträtiert, frage ich mich, ob ich auch in seinem Skizzenbuch vertreten bin. „Die sind wirklich gut", höre ich mich sagen. Feliciano steht inzwischen hinter mir und schaut mir strahlend über die Schulter.

Auf der nächsten Seite dann ein Bild von mir. Blicke ich wirklich so ernst drein? Es ist mir ein wenig unangenehm, daher blättere ich hastig weiter. Auf der nächsten Seite wieder ich. Hier gucke ich eine Spur freundlicher. Dann wieder ich. Ich mit nassen Haaren. Ich im Profil. Ich mit freiem Oberkörper. Ich. Dann… ich.

Ich schaue über die Schulter zu Feliciano hoch. Er wirkt verlegen, hat ausnahmsweise einmal nichts zu äußern. Ich weiß ebenfalls nicht, was ich sagen soll. Ich blicke wieder auf die Zeichnung vor mir.

„Was ist hier mit meinem Gesicht?" Ich deute auf meine gezeichneten Wangen und versuche, meine Stimme ruhig zu halten.

„Du errötest", erklärt Feliciano fachmännisch.

„Wieso? Ich erröte nie."

„Aber, Ludwig. Du bist auch jetzt ganz rot", gluckst er amüsiert.

Ich drehe mich verblüfft zu ihm um.

„Und jetzt noch mehr!" Das Glucksen wird zu einem warmen Lachen.

Ich wende mich von den leuchtenden braunen Augen ab und wieder dem Skizzenbuch zu und schlage die nächste Seite auf.

„Oh nein!", quiekt Feliciano plötzlich und reißt mir das Buch aus den Händen. Ich habe nur einen kurzen Blick auf das nächste Bild werfen können. Es hat uns beide gezeigt.

Stille.

„Vee~ das war's, mehr ist nicht drin", lügt Feliciano, der Schweigen nie lange ertragen kann, das Buch an seine Brust gepresst.

„Kann ich es irgendwann sehen?", frage ich behutsam.

Zögern.

„Ja, irgendwann", sagt Feliciano leise.

*

Es ist wieder einer dieser Tage. Ich war unvorsichtig. Wenn die Sonne so strahlt, muss ich mich mit Sonnenbrille und Hut schützen, im Schatten bleiben. Dann kann ich es abwenden. Aber heute Morgen habe ich viel zu schwungvoll, da in Eile, meine schwarzen Gardinen beiseite geschoben und wurde von gleißendem Sonnenlicht überflutet. Sofort stieß der Schmerz wie ein Messerstich in meiner rechten Hirnhälfte zu. Seitdem liege ich in meinem abgedunkelten Zimmer auf dem Bett, versuche zu schlafen und bete, bete, bete, dass es vorbei geht.

Ich beschuldige gern meinen Bruder, dass der Stress und die Sorgen, die ich mir um ihn mache, sich in dieser starken Migräne niederschlagen. Aber eigentlich ist es Lichtempfindlichkeit. Mal ist es schlimmer. So wie heute. Es ist ungerecht. Mein Bruder mit seinem Albinismus hat es lange nicht so arg wie ich. Ihm verbrennt Sonne lediglich die Haut. Aber was ist schon gerecht im Leben?

Ich bin nicht sicher, ob ich wirklich geschlafen habe, aber als ich die Augen öffne, sitzt Feliciano neben meinem Bett. Oder hängt vielmehr. In meinem Schreibtischstuhl, den er sich herangeschoben hat, einen Fuß auf der Sitzfläche, sein Skizzenbuch gegen den Oberschenkel gelehnt und zeichnet. In beinahe völliger Dunkelheit. Und so leise, dass man nur ganz sanftes Kratzen von Bleistift auf Papier hört.

Auf meinem Nachttisch steht ein frisches Glas Wasser. Ich greife dankbar danach. Feliciano merkt an meiner Bewegung, dass ich wach bin und fragt mich leise, wie es mir geht.

„Besser", antworte ich ehrlich, obwohl mein Kopf mich noch immer umzubringen droht.

„Hast du Hunger?" Felicianos größte Sorge ist Essen. Ich horche in mich hinein, ob ich Nahrung bei mir behalten kann und antworte dann: „Ja."

„Kannst du aufstehen?" Ich zögere. „…nein."

„Gut, ich mache dir etwas und bringe es dir hoch. Was willst du essen?"

„Egal." In einer fließenden Bewegung rutscht Feliciano vom Stuhl und tapst leise Richtung Tür. Ich überlege es mir anders.

„Feliciano?" Er hält inne und macht „Hm?".

„Kannst du Schnitzel machen?"

Feliciano lacht leise und macht wieder ein paar Schritte auf mich zu. In einer vertrauten Geste wischt er mir ein paar unfrisierte Haare aus der Stirn und drückt einen Kuss darauf. Wie eine Mutter ihrem kranken Kind, schießt es mir durch den Kopf. Wie ungewöhnlich.

Trotzdem habe ich für ein paar Sekunden meine Kopfschmerzen vergessen.

*

Ich stehe nach dem Spiel alleine als Letzter unter der Dusche. Ich habe hier die Verantwortung übernommen, dass alle Zuschauer das Gelände verlassen, alle Utensilien ordentlich verstaut und alle Türen abgeschlossen sind. Ehe ich nicht alles überprüft habe, erlaube ich mir nicht, mich umzuziehen und zu verschwinden. Selbst wenn es länger dauert, erfülle ich meine Pflichten lieber ordentlich und gewissenhaft.

Es war ein gutes Spiel, wir haben gewonnen. Allerdings gefällt mir nicht, dass Lovino wieder seine Simulantennummer abgezogen hat und uns der Freistoß in Führung brachte. Das haben wir nicht nötig. Er schwört zwar, es sei ein echtes Foul gewesen und ich konnte es aus dem Tor heraus nicht genau beobachten, aber ich kenne diese Masche von ihm. Es dämpft meine Freude ein wenig, womöglich deswegen gewonnen zu haben. Ich bevorzuge faire Spielweisen.

Ich gehe hastig durch die verlassenen Flure. Draußen ist es bereits dunkel geworden und ich habe daheim noch etwas zu erledigen.

Ich höre den Aufruhr schon, bevor ich auf den ansonsten leeren Parkplatz einbiege. Auf der anderen Seite steht eine Traube von Fans in den Farben der gegnerischen Schulmannschaft. Sie schubsen jemanden in ihrer Mitte herum.

Die haben einen unserer Spieler, geht es mir durch den Kopf. Ich beschleunige meine Schritte.

„Simulantenarsch!", wütet einer von ihnen. Er ist groß und hat sich in herrischer Pose vor der Traube postiert. „Nur wegen deinem Getue habt ihr den Freischuss gekriegt!"

Lovino! Aber wo ist Antonio? Er lässt ihn doch sonst nicht aus den Augen.

Da höre ich Felicianos unverkennbares Wimmern. Oh nein. Ich schließe einen Moment im Laufen die Augen.

„Haltet ihn fest!", ruft ihr Anführer und baut sich breitbeinig vor Feliciano auf. Zwei andere stürzen sich auf ihn, packen ihn grob bei den Armen, einer reißt ihm brutal an den Haaren den Kopf hoch.

Feliciano kreischt. Ich bin immer noch nicht bei ihm.

Der vordere Halbstarke holt zum Schlag aus. Felicianos Gesicht liegt offen und ungeschützt vor ihm.

„Luudwiiiiiig!!", schreit Feliciano voller Panik in der Stimme.

Mir geht eine Sicherung durch.

Eigentlich wollte ich bestimmt, aber kontrolliert dazwischen gehen, die Angelegenheit friedlich regeln, aber Felicianos Panik springt wie ein Funke auf mich über.

Mit Schwung aus dem Sprint schlage ich den großen Kerl nieder, als dieser gerade seine Faust auf Feliciano niedergehen lassen will. Er geht zu Boden. Seine Kumpane sehen sich dem riesigen grollenden Schatten des gegnerischen Torwarts gegenüber und ergreifen bei meinem Anblick die Flucht. Ihr Anführer rappelt sich wieder hoch, wirft mir noch einen armselig feigen Blick zu und folgt ihnen.

Bebend vor Zorn starre ich ihnen nach. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so wütend. Nicht einmal, als Gilbert meinen Hund gegen einen halb eingestürzten Hühnerhof eingetauscht hat.

Feliciano stolpert gegen mich und krallt sich in meinem schwarzen T-Shirt fest, die Stirn gegen meine Schulter gelehnt. Ich spüre sie nass werden.

Gleichermaßen tröstend und besitzergreifend lege ich einen Arm um ihn.

„Ich dachte, du kommst nicht mehr", schluchzt er. Ich staune immer, wie schnell er weint. Manchmal sogar wegen der Fernsehwerbung. Noch nie habe ich seine Tränen so sehr gehasst wie in diesem Moment. „Ich hatte solche Angst…"

„Du brauchst keine Angst zu haben", gebe ich grimmig, aber schon viel ruhiger zurück und drücke ihn noch ein wenig fester an mich. „Ich werde dich immer beschützen."

*

Ich sitze an meinem Schreibtisch und lerne. Die Bad Friends Chaoten sind ausgeflogen, irgendeinen Unsinn anstellen, den ich in zwei bis drei Stunden ausbügeln darf. Bis dahin will ich die Ruhe noch nutzen. Natürlich ist sie mir nicht lange gegönnt.

Ich höre die Haustür auffliegen, Getrampel die Treppe hinauf und Sekunden später steht ein völlig aufgelöster Feliciano in meinem Zimmer.

„Wa…?", will ich gerade fragen, aber er ist schneller.

„Lovino hat gesagt, du kannst mich in Wahrheit gar nicht leiden!", platzt es unter Tränen aus ihm heraus.

„Was? Wie…?"

„Weil ich dich immer beim Lernen störe und deine Sachen kaputtmache und… und…" Felicianos Stimme verliert sich in Schluchzern.

Er starrt auf die Aufgaben auf meinem Schreibtisch und meinen Taschenrechner, den er eben wild gestikulierend vom Tisch gefegt hat und der dabei ein paar Tasten einbüßen musste. „…oh." Das Schluchzen nimmt noch zu und er vergräbt das Gesicht in den Händen.

So steht er vor mir und ich weiß nichts Besseres mit mir anzufangen, als ihn hilflos anzustarren. „Hey…", murmele ich schließlich und hoffe, dass es beruhigend klingt.

Ich hebe zögernd eine Hand, weiß dann aber nicht, was ich mit ihr anfangen soll und lasse sie wieder sinken.

„Das ist doch gar nicht wahr… Ich kann dich gut leiden…" Ein von Tränen gerötetes Auge lugt unsicher zwischen seinen Händen hervor. Es sieht noch nicht überzeugt aus.

Feliciano schiebt sich ein wenig näher an mich heran. Ich lege ihm meine unschlüssige Hand auf die Hüfte.

„E… es stimmt. Ich hab dich wirklich gern…" Ich blicke beschwörend zu ihm auf. Er lehnt sich mir noch näher entgegen.

„Wie gern…?", fragt er mit zitternder Stimme. Ich kann die Hitze in meinem Gesicht nicht mehr verleugnen.

„Ich… wie…" Mehr als Stammeln kriege ich nicht zustande. Was meint er mit ‚Wie gern'? Soll ich irgendeinen logischen Vergleich aufstellen? Das kann ich nicht… mir fällt keiner ein.

Feliciano klettert halb auf meinen Schoß, ein Bein stützt ihn noch am Boden ab. Seine Hände liegen auf meinen Schultern, das Gesicht hat er in meinem Nacken vergraben. „Ich…", versuche ich es wieder, ohne zu wissen, wie ich den Satz fortführen soll.

„Sag es" flüstert er.

„W-was…?"

„Sag es! Sag es!!" Er ist viel lauter geworden. Es klingt, als wüsste er die Antwort schon. Als gäbe es seit Wochen nur eine und trotzdem schreit er diesen verzweifelten Befehl hinaus. Ich nehme mir einen Moment, um in mich zu gehen. Er krallt sich an mir fest. Ja, ich kenne die Antwort auch und gehorche.

„Ich liebe dich… Feli…" Ich hätte nicht geglaubt, dass meine Stimme so schüchtern klingen kann.

Feli reißt die Arme hoch, wirft sie um mich, presst seinen Körper gegen meinen und wir fallen beide vom Stuhl.

*

Er hat es wieder geschafft. Statt Runden zu laufen, Kopfbälle oder Torschüsse zu üben, liegen wir mitten auf dem Platz auf dem Rücken nebeneinander im Gras und starren in den Himmel. Oder genauer gesagt, Feli starrt in den Himmel, mein Kopf liegt zur Seite gerollt und ich betrachte sein Gesicht. Sein Haupt ruht auf meinem Oberarm. Ab und zu schaut er zurück, dann drehe ich hastig den Kopf, vorgebend, schon die ganze Zeit die Wolken zu beobachten. Die Röte auf meinen Wangen behauptet etwas anderes. Er durchschaut mich natürlich, mein Gesicht ist das einzige, das wie ein offenes Buch für ihn ist und ich weiß das. Und er weiß, dass ich es weiß und es bringt ihn zum Grinsen. Ich sehe es aus den Augenwinkeln.

Wer hätte gedacht, dass man sich so leicht und frei fühlen kann? Mein Bruder könnte gerade die Stadt niederbrennen, auf dem Friedhof Leichen ausgraben oder überraschend im Abfall das Heilmittel gegen Krebs finden und es aufessen, aber es könnte mir nicht gleichgültiger sein.

Felis Hand sucht die meine und er beginnt, sanft mit meinen Fingern zu spielen. Sein Blick richtet sich erneut in den Himmel und sofort wende ich mich wieder seinem Gesicht zu. Er erzählt mir von den Formen, die er in den Wolken ausmacht und ich brumme gelegentlich zustimmend. Aber natürlich sehe ich sie nicht.

Ich sehe nur ihn.
Haha, yeah, sorry guys, I didn't plan to upload this, because it's in German and most of you won't understand a word, but I changed my mind. Because now it's for ~Mezzochan. I couldn't translate it because of the time and because I'm already a bad writer in German; just imagine how bad it would be in English. ;'D

Dies ist die GerIta-Sidestory aus meinem Spamano-Teen-AU über das ich vor einem Jahr ca 10 Kapitel geschrieben habe, die ich aus Schande nie veröffentlichen wollte. Aber nun habe ich das GerIta-Kapitel wiedergefunden und fand einige Stellen doch ganz erheiternd und musste an dich denken, Mezzo. Ich hoffe, du übersiehst, dass ich keine Ahnung vom Schreiben habe und dass die Story gelegentlich in übelsten Schmalz abrutscht und kannst dich ein wenig darüber freuen.

Irgendwie ist es viel leichter, Ludwig zu schreiben als Lovi oder Antonio. Bei ihm kann man nämlich allerlei hochtrabende Wörter benutzen, haha.
© 2012 - 2024 Rheney
Comments42
Join the community to add your comment. Already a deviant? Log In
sooooooooooooooo süüß <3